Konferenz
Integration in ländlichen Räumen aktiv gestalten.
Am 27. April 2022 fand die Land.Zuhause.Zukunft. Konferenz in hybridem Format – virtuell und am Berliner Standort der Robert Bosch Stiftung – statt. Im Rahmen der Veranstaltung wurden die Ergebnisse der Beratungsvorhaben in den zehn Programmlandkreisen sowie weitere übergreifende Themen der Integrationspolitik und -praxis in ländlichen Räumen präsentiert und diskutiert. Neben einer Podiumsdiskussion über Besonderheiten der Integrationsarbeit in ländlichen Räumen und der Vorstellung der neuen Land.Zuhause.Zukunft. Kurz-Expertise zur Integration von EU-Migrant:innen stellten die Vertreter:innen der Programmlandkreise ihre Projektergebnisse vor. Dabei widmeten sie sich Themen wie dem Zusammenwirken von gesellschaftlicher Teilhabe und Arbeitsmarktintegration, der Einbindung von Vereinen und kreisangehörigen Gemeinden beim Aufbau von Integrationsstrukturen, der Konzeption von Begegnungsräumen, der Förderung von Teilhabe durch digitale Angebote und der Einbindung von Zugewanderten und Migrant:innenorganisationen in kommunale Planungsprozesse.
An der Konferenz nahmen sowohl politische Entscheidungsträger:innen aller Ebenen teil als auch an Vertreter:innen von Kommunalverwaltungen, der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft, die im Themenbereich Integration aktiv sind. Hier können Sie das Konferenzprogramm herunterladen.
Inhalte der Konferenz
Grußwort der Staatsministerin Reem Alabali-Radovan, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
In ihrem Grußwort betont Staatsministerin Reem Alabali-Radovan die Relevanz ländlicher Räume für die Integration. Zudem hebt sie die vorhandenen Stärken und Ressourcen der Kommunen im Land hervor, die auch durch Programme wie Land.Zuhause.Zukunft stärker in die Öffentlichkeit rücken.
Podiumsdiskussion "Besonderheiten der Integrationsarbeit in ländlichen Räumen"
Was ist das Besondere an ländlicher Integrationsarbeit? Gibt es eine spezifisch ländliche Integrationsarbeit? Über Ansätze, relevante Stärken und Herausforderungen der Integrationsarbeit in ländlichen Räumen diskutierten:
Latif Hamamiyeh Al-Homssi, Integrationsbeauftragter, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Myriam Brunner, Abteilungsleiterin im Amt für Integration, Landkreis Karlsruhe
Dr. Peter Mehl, Stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts für Ländliche Räume
Dr. Klaus Ritgen, Referent des Deutschen Landkreistags
Moderation: Prof. Dr. Hannes Schammann, Universität Hildesheim
In ländlichen Räumen ist das Thema Integration zu stark abhängig von kommunal- politischen Entscheidungen. Eine klare Gesetzgebung zum Thema Integration würde für klare rechtliche sowie finanzielle Handlungsspielräume zu Gunsten der Verwaltung sorgen.
„Ländliche Räume sind engagiert. Zuwanderung in ländliche Regionen kann eine Chance sein, wenn wir die nötigen Instrumente an die Hand bekommen, z. B. Gesetze.“
- Latif Al-Homssi, Integrationsbeauftragter, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Oft wird von der Öffentlichkeit nicht gesehen, was schon alles zum Thema Integration gemacht wird und wie groß die Aufnahmebereitschaft in ländlichen Räumen ist. Integrationsarbeit in Landkreisen ist vielfältig, nicht nur wegen der vorhandenen migrantischen Gruppen, sondern auch, weil sich in Landkreisen oftmals viele kleine Gemeinden befinden und alle Akteurinnen und Akteure an einen Tisch zusammengebracht werden müssen.
„Integrationsarbeit ist vielfältig in ländlichen Räumen. Das Potential und der Wille zu Mehr ist vorhanden.“
- Myriam Brunner, Abteilungsleiterin, Amt für Integration, Landkreis Karlsruhe
Ländliche Räume sind komplex und dürfen nicht aufgrund ihrer sozioökonomischen Lage, als „abgehängt“ abgetan werden. Die Bleibeperspektive von Zugewanderten variiert stark je nach Region. Ländliche Räume zeichnen sich oft durch zentrale Rollen von Schlüsselpersonen und dem Ehrenamt aus. Wichtige Themen in ländlichen Räumen bleiben: Erreichbarkeit von Integrationsangeboten, Sprache und Mobilität.
„Ländliche Räume sind: lange Wege im Realen und kurze Wege im Sozialen.“
- Dr. Peter Mehl, Stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts für Ländliche Räume
Ländliche Räume leiden an einem Aufmerksamkeitsdefizit der (politischen) Öffentlichkeit. Um der Vielfalt in ländlichen Räumen gerecht zu werden, müssen flexible Handlungsspielräume her, z. B. bei Sprachkursen.
„Ländliche Räume können Integration, brauchen aber auch Unterstützung.“
- Dr. Klaus Ritgen, Referent des Deutschen Landkreistag
Podiumsdiskussion zum Integrationsmonitoring im Landkreis Uckermark
Viele Kommunen stellen sich die Frage, wie es um die Integration in ihrer Kommune bestellt ist, um auf der Basis von Daten passgenaue Angebote entwickeln zu können. Integrationsmonitorings scheinen ein vielversprechender Weg, aggregierte Daten über den Stand der Integration zu erheben und auszuwerten. Auch der Landkreis Uckermark hat sich mit seinem Beratungsprozess im Programm Land.Zuhause.Zukunft diesen Fragen gewidmet und dabei ein Konzept für die Umsetzung eines Monitorings entwickelt.
Zu den Möglichkeiten und Herausforderungen von Integrationsmonitorings – auch und besonders in ländlichen Räumen – diskutierten:
Henryk Wichmann, Sozialdezernent des Landkreises Uckermark
Katrin Engel, Sozialplanerin des Landkreises Uckermark
Dr. Jan Schneider, Leiter des Bereichs Forschung des Sachverständigenrats für Migration und Integration (SVR)
Dr. Bettina Reimann, Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), Leiterin des Projekts „Kommunales Integrationsmonitoring. Begleitung und Erprobung der Integrationsanwendung - Indikatorenset 2.0“
Moderation: Dr. Danielle Gluns, Universität Hildesheim
Vorstellung der Kurz-Expertise "Arbeit ist nicht alles – Lokale Integration von EU-Migrant:innen vielfältig gestalten"
Die Kurz-Expertise diskutiert die Handlungsspielräume kommunaler Verwaltungen in ländlichen Räumen, den Zugang zu EU-Migrant:innen zu fördern und ihre Integration zu stärken – über die Einbindung in den lokalen Arbeitsmarkt hinaus. Sie nimmt die Potenziale und Hürden solcher Maßnahmen in den Blick, die einerseits auf die individuelle Teilhabe von EU-Migrant:innen insbesondere aus südosteuropäischen Ländern und andererseits auf die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts (soziale Kohäsion) abzielen. Einen Überblick über die wichtigsten Punkte der Kurz-Expertise haben wir für Sie in einem Factsheet und einer Präsentation zusammengefasst.
Blitzlicht "Praxis im Fokus – Herausforderungen und Ansätze bei der Aufnahme Geflüchteter aus der Ukraine"
Bund, Länder und Kommunen sind wichtige Gestalter:innen der Flüchtlingspolitik, die bereits viele Schritte zur Unterstützung ukrainischer Geflüchteter eingeleitet haben. Dies gelingt nicht ohne Kooperation zwischen den verschiedenen Ebenen, denn am Umgang mit der Fluchtzuwanderung und der Aufnahme, Betreuung und Beratung der Ukrainer:innen sind alle beteiligt. Welche Bedarfe und Herausforderungen gibt es auf den jeweiligen Ebenen, wie kann Herausforderungen gemeinsam begegnet werden? Zu diesen und anderen Fragen diskutierten:
Myriam Brunner, Abteilungsleiterin, Amt für Integration, Landkreis Karlsruhe
Martin Lauterbach, Gruppenleiter 81, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Staatssekretär Michael Ranft, Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg
Moderation: Dr. Danielle Gluns, Universität Hildesheim
„Wichtig ist, dass man auch weiterhin über die Ebenen im Gespräch bleibt und auch sieht, man braucht diese Strukturen und man wird sie auch nach dem Krieg und der Flucht aus der Ukraine brauchen.“
- Myriam Brunner, Abteilungsleiterin, Amt für Integration, Landkreis Karlsruhe
„Wir sind von der Situation herausgefordert, wie alle Beteiligten auch, ich bin aber optimistisch, dass wir die Kapazitäten und Angebote stemmen können und werden.“
- Martin Lauterbach, Gruppenleiter 81, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
„[Wir halten] es für wichtig, dass es eine lastengerechte Verteilung in der gesamten Bundesrepublik bedarf. […] Wir brauchen eine schnelle und zuverlässige Registrierung. Wir brauchen eine finanzielle, personelle und sachliche Unterstützung durch den Bund.“
- Staatssekretär Michael Ranft, Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg
Inhalte der Workshops der Programmlandkreise
Der Landkreis Bernkastel-Wittlich hat im Rahmen von Land.Zuhause.Zukunft. ein Konzept für die erfolgreiche Gewinnung, Integration und Ausbildung von zugewanderten Menschen im Hotel- und Gaststättengewerbe entwickelt. Wie der Landkreis Arbeitgeber:innen und potenzielle Auszubildende aus der Gruppe der Neuzugewanderten zusammengebracht und ein Konzept entwickelt hat, das die jeweils spezifischen Interessen und Bedarfe berücksichtigt, können Sie anhand einer ausführlichen Präsentation nachverfolgen.
Am Beispiel des „Weißenfelser Wegs“ ist nachzuverfolgen, wie es dem Burgenlandkreis gelang, unterschiedliche Stakeholder auf eine gemeinsame Lernreise zu bringen, um Integrationsprozesse in einem bisher vernachlässigten Quartier anzustoßen.
Mit Blick auf EU-Bürger:innen schaute der Landkreis auf Verwaltungsabläufe und leitete daraus Handlungsstrategien für den Aufbau funktionierender Integrationsstrukturen ab.
Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Migrant:innenorganisationen und Menschen mit Migrationshintergrund bildet eine Basis für nachhaltige interkulturelle Verständigung und Integration. Doch wie kann eine Kommune diesen Dialog etablieren?
Dem Landratsamt Karlsruhe gelingt dies durch praktische Instrumente, wie Qualifizierungs- und Förderprogramme, strukturgebende Netzwerkarbeit, Monitoring und Evaluation. Weitere Informationen finden Sie hier.
Im Zuge des Beratungsprozesses fokussierte sich der Schwalm-Eder-Kreis auf die Rolle und die Chancen von Vereinen und ansässigen Institutionen bei der Integration und sozialen Teilhabe von Neuzugewanderten in ländlichen Räumen. Gemeinsam mit den kleineren Kommunen im Landkreis wurde nach Wegen gesucht, Integration besser gelingen zu lassen. Welche neuen Wege eröffnet wurden können Sie hier nachlesen.
Wie sich der oberbayerische Landkreis Weilheim-Schongau auf den Weg gemacht hat, Integration von Familien mit Migrationshintergrund mithilfe eines digitalen Tools zu
verbessern, welche Erkenntnisse im Prozess gewonnen wurden und welche Fragen nach wie vor offen sind, erfahren Sie hier.